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108 | Der Racheengel des „kleinen (weißen) Mannes“

„Der Mensch kann nicht leben ohne zu hoffen. Der Mensch ist ein prospektives Wesen. Wenn ich jetzt glauben müsste, dass ich in der nächsten Stunde nicht mehr sein werde und es kein Morgen für mich gibt, dann habe ich auch keine Gegenwart mehr. Die Gegenwart stirbt ab, wenn sie nicht gleichsam als Stufe erlebt wird, … Weiterlesen …

107 | Lose Enden

„Je mehr die Bekenner die Falschheit ihres Glaubens ahnen, desto begeisterter halten sie an ihm fest. Das starre Vorurteil schlägt in Fanatismus um. Zum Geschäft des Demagogen gehört es, edle Losungen zu finden, die zugleich der Feindschaft ein Objekt versprechen.“ (Max Horkheimer: Über das Vorurteil) In der Wochenendausgabe der SZ vom 5./6. Oktober 2024 stieß … Weiterlesen …

106 | Moderner Midas-Kult

„Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte.“ (Max Liebermann) Seit ich heute Morgen im Radio gehört habe, dass Bruce Springsteen heute 75 Jahre alt wird, höre ich Stücke von ihm. Gerade lief „The Ghost of Tom Joad“, eines meiner Lieblingslieder. Herzlichen Glückwunsch! *** In der Nachbarschaft hat jemand die Kohleheizung angeworfen. Der … Weiterlesen …

105 | Die „umgekehrte Psychoanalyse“ der Rechten

„ … und ebenso erschienen mir damals auch die Verzweifelten, die Elenden und Enttäuschten quer durch alle Zeiten miteinander verbunden.“ (Christoph Ransmayr) Mein körperlicher Zustand affiziert natürlich auch die Seele, wie man früher sagte. Alle moderneren Begriffe sind mir zu technizistisch und sollen Machbar- und Beherrschbarkeit suggerieren. Das mühsame Umherschlurfen macht mich mitunter trübsinnig und … Weiterlesen …

104 | Das Monströse als Ernstfall der Demokratie

„Unsereinem ist jede Strafwut … ekelhaft.“ (Theodor W. Adorno) Als ich heute Nacht, von der Unzahl der Medikamente wachgehalten, durch die Wohnung taperte, hörte ich die Schreie und das Grölen der Betrunkenen, die vom Stadtfest kamen. Es war, so schien mir, kein Ausdruck von Lebensfreude und Fröhlichkeit, sondern von Verzweiflung. Es war diesen Schreien etwas … Weiterlesen …

103 | Aufhebung von Selbstverborgenheit

„Wo soll also die Hexe im Pfefferkuchenhaus, die sich im tiefsten Wald aufhält, in Zukunft wohnen? Und was wird aus den Bergtrollen? Sie werden natürlich von dem monotonen Lärm der Waldmaschinen gestört, finden aber keinen anderen Ort, an dem sie sich verstecken können. Wollen wir wirklich einen Wald, in dem Magie, Schönheit und Kultur durch … Weiterlesen …

102 | Trumps Ohr

Um herauszufinden, ob der angebrochene Tag ein gebrauchter oder einer ist, der zur Hoffnung Anlass gibt, mache ich manchmal einen kleinen Test. Ich knülle ein verrotztes Taschentuch zusammen und versuche, es von der Klotür aus in die drei Meter entfernte Schüssel zu werfen, wie in einen Basketballkorb. Treffe ich diese auf Anhieb, nehme ich das … Weiterlesen …

101 | Vom Antirealismus der Gefühle

„Das Hickhack, der Streit und die moralische Schwäche, die in der Gruppe ausgebrochen sind, werden auf eine vulnerable oder marginale Person übertragen, jemanden, der wenig oder keine Verteidiger hat, einen Menschen, der die Schuld aufsaugt wie ein Schwamm: die Hexe, der Zigeuner, der Jude, der Homosexuelle, der Schwarze, der Muslim, der Emigrant, der Epileptiker, der … Weiterlesen …

100 | Vom literarischen Steinewälzen

„Wohnungen werden ja nicht dafür gebaut, damit Leute in ihnen wohnen können, sondern um sie zu verkaufen und weil ihr Wert sich zu steigern verspricht.“ (Ken Loach) Als ich vor etlichen Jahren meinem Freund und Verleger Wolfgang von den Schwierigkeiten berichtete, meine Texte irgendwo unterzubringen, sagte er spontan: „Du solltest deinen eigenen Blog betreiben.“ Er … Weiterlesen …

99 | Paul Austers Spinne

„Er war, so hoffte er, ein mehr oder weniger vernünftiger Mensch, aber in diesen aufgeheizten Tagen wirkte alles, was gegen das Steinewerfen sprach, zunehmend unvernünftig, und wenn schließlich der erste Stein geworfen wurde, würden Fergusons Sympathien dem Stein gelten und nicht dem Fenster.“ (Paul Auster: 4321) „Wär‘ geil, wenn ihr unsere Pflanzen nicht klauen oder … Weiterlesen …