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104 | Das Monströse als Ernstfall der Demokratie

„Unsereinem ist jede Strafwut … ekelhaft.“ (Theodor W. Adorno) Als ich heute Nacht, von der Unzahl der Medikamente wachgehalten, durch die Wohnung taperte, hörte ich die Schreie und das Grölen der Betrunkenen, die vom Stadtfest kamen. Es war, so schien mir, kein Ausdruck von Lebensfreude und Fröhlichkeit, sondern von Verzweiflung. Es war diesen Schreien etwas … Weiterlesen …

103 | Aufhebung von Selbstverborgenheit

„Wo soll also die Hexe im Pfefferkuchenhaus, die sich im tiefsten Wald aufhält, in Zukunft wohnen? Und was wird aus den Bergtrollen? Sie werden natürlich von dem monotonen Lärm der Waldmaschinen gestört, finden aber keinen anderen Ort, an dem sie sich verstecken können. Wollen wir wirklich einen Wald, in dem Magie, Schönheit und Kultur durch … Weiterlesen …

102 | Trumps Ohr

Um herauszufinden, ob der angebrochene Tag ein gebrauchter oder einer ist, der zur Hoffnung Anlass gibt, mache ich manchmal einen kleinen Test. Ich knülle ein verrotztes Taschentuch zusammen und versuche, es von der Klotür aus in die drei Meter entfernte Schüssel zu werfen, wie in einen Basketballkorb. Treffe ich diese auf Anhieb, nehme ich das … Weiterlesen …

101 | Vom Antirealismus der Gefühle

„Das Hickhack, der Streit und die moralische Schwäche, die in der Gruppe ausgebrochen sind, werden auf eine vulnerable oder marginale Person übertragen, jemanden, der wenig oder keine Verteidiger hat, einen Menschen, der die Schuld aufsaugt wie ein Schwamm: die Hexe, der Zigeuner, der Jude, der Homosexuelle, der Schwarze, der Muslim, der Emigrant, der Epileptiker, der … Weiterlesen …

100 | Vom literarischen Steinewälzen

„Wohnungen werden ja nicht dafür gebaut, damit Leute in ihnen wohnen können, sondern um sie zu verkaufen und weil ihr Wert sich zu steigern verspricht.“ (Ken Loach) Als ich vor etlichen Jahren meinem Freund und Verleger Wolfgang von den Schwierigkeiten berichtete, meine Texte irgendwo unterzubringen, sagte er spontan: „Du solltest deinen eigenen Blog betreiben.“ Er … Weiterlesen …

99 | Paul Austers Spinne

„Er war, so hoffte er, ein mehr oder weniger vernünftiger Mensch, aber in diesen aufgeheizten Tagen wirkte alles, was gegen das Steinewerfen sprach, zunehmend unvernünftig, und wenn schließlich der erste Stein geworfen wurde, würden Fergusons Sympathien dem Stein gelten und nicht dem Fenster.“ (Paul Auster: 4321) „Wär‘ geil, wenn ihr unsere Pflanzen nicht klauen oder … Weiterlesen …

98 | Die Bank an Röntgens Grab

„Ich finde, dass meine Generation den Kindern großen Schaden zugefügt hat. Ich meine das Fehlen emotionalen Halts, den die Erwachsenen den Kindern nicht mehr geben können, weil sie selbst ihre Kindheit nachholen. Sie interessieren sich nur noch für ihren eigenen Standpunkt, für ihre Vergnügungen. Überall, wohin man auch blickt, sind die Kinder die Verdammten dieser … Weiterlesen …

97 | Patient 064 – Ein Vormittag im Kafka-Universum der Uni-Klinik

„Positiv an Deutschland ist vor allem der Kräuterquark.“ (Sibylle Berg) Als ich dem Schriftsteller Christian Baron, der in diesen Blog gelegentlich reinschaut, neulich schrieb, dass ich die 100. Ausgabe der Durchhalteprosa zum Anlass nehmen wolle, über deren Fortführung nachzudenken, antwortete er mir: „Dank auch für die neue Durchhalteprosa. Ich hoffe auf deutlich mehr als 100!“ … Weiterlesen …

96 | Die (Noch-nicht-) Demokratie verteidigen!

„Seit den frühesten Tagen der Republik sind wir gespalten zwischen denen, die Demokratie für eine Regierungsform halten, die dem Einzelnen die Freiheit gewährt, nur an sich zu denken, und denen, die glauben, dass wir in einer Gemeinschaft leben und füreinander verantwortlich sind, dass die uns von der Demokratie geschenkte Freiheit die Verpflichtung mit sich bringt, … Weiterlesen …

95 | Vom Aus-der-Spur-Springen

„Es gab früher in Böhmen eine blühende Industrie, die eingegangen zu sein scheint: man nahm Kinder, schlitzte ihnen die Lippen auf, presste ihnen den Schädel zusammen und setzte sie Tag und Nacht in eine Kiste, um ihr Wachstum zu verhindern. Durch diese und ähnliche Behandlungen machte man aus ihnen sehr amüsante und höchst einträgliche Missgeburten. … Weiterlesen …