»Die Zerstörung ist die Kreativität der Hoffnungslosen und Verkrüppelten, sie ist die Rache, die das ungelebte Leben an sich selbst nimmt.«
(Erich Fromm)
Hambacher Forst, Dannenröder Forst, das Dorf Lützerath markieren Stationen einer großen Niederlage. Wann wurde zuletzt ein Kampf gewonnen? Ich meine von den Kräften des Widerstands und des Lebens, gegen die Vernichtung der Welt. Alles geht weiter wie bisher. Im ARD-Magazin Panorama war am 12. Januar 2023 unter dem Titel Das Klima und die Reichen zu sehen, wie viel Treibhausgase eine relativ kleine Gruppe von Superreichen regelmäßig in die Atmosphäre bläst. Die Zahl der Privatjets und Yachten steigt stetig. Der Krieg in der Ukraine dient als Anlass, die längst überfälligen Maßnehmen zum Klimaschutz noch einmal zu vertagen. Die überall herrschende Spaßkultur ist nur die Tünche über dem Abgrund der Angst, von der alle heimgesucht werden und die mit wachsendem Aufwand verdrängt wird. Dass, was verdrängt wird, ist nicht aus der Welt, sondern steigt nachts die Kellertreppe hinauf und raubt uns den Schlaf. Wenn man die Werbung im Fernsehen anschaut, bekommt man den Eindruck, dass alle unter Schlaflosigkeit und Magenproblemen leiden. Aber am nächsten Morgen rappeln sie sich wieder auf und steigen erneut in die Hamstertrommel. Wir müssten den Bettel hinschmeißen und den Generalstreik ausrufen und so lange durchhalten, bis der Krieg gegen die Natur und alle anderen Kriege beendet sind und alles natur- und menschengemäße Formen und Zeitmaße angenommen hat. Nirgend erkennt man den Wahrheitsgehalt der Bloch‘schen Formulierung besser, als auf den Schlachtfeldern der Klimabewegung, wenn Bagger am Ende die Baumhäuser der Aktivisten zerstören und ihre Habseligkeiten zusammenschieben: „Der Mensch steht mittels der Technik in der Natur wie in Feindesland.“
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Markus Steinmayr schreibt in einem Bildung heißt Sehnsucht betitelten Artikel in der FAZ vom 1. Januar 2023: „Der Universitätslehrer muss seine erzieherische Aufmerksamkeit auf etwas richten, was Humboldt in Über die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin von 1810 dann ‚Sehnsucht‘ nennt. Diese ‚Sehnsucht‘ nach einem Überschreiten der je eigenen individuellen Grenzen des Wissens zu wecken ist Aufgabe der universitären Lehre.“ Im Zeitalter der Modularisierung und Digitalisierung der universitären Lehre klingt diese Erinnerung an Humboldt und Novalis, als stamme sie von einem fremden Stern. Dabei ist Friedrich von Hardenberg, der sich Novalis, also Der Neuland erschließende nannte, ein Sohn des 18. Jahrhunderts. Er wurde am 2. Mai 1772 auf Schloss Oberwiederstedt bei Mansfeld geboren und starb im Alter von 28 Jahren am 25. März 1801 an Tuberkulose. Die Romantik hatte eine Ahnung davon, dass es ein Wissen gibt, das aus Quellen stammt, die nicht gelehrt, sondern nur freigelegt und geöffnet werden können. Gute Lehre schafft Zugänge zu diesen in jedem einzelnen verborgenen Quellen. Da aber unsere Zeit nur Interesse an verwertbarem Wissen hat, verkommt Bildung mehr und mehr zur Ausbildung. Das Studium ist bereits so grau, wie der berufliche Alltag, auf den es vorbereiten soll. Da die meisten Studierenden ohnehin in ihrem Studium lediglich eine Durchgangsstufe zu einem möglichst gut dotierten Job sehen, regt sich bei ihnen auch kein Widerstand gegen die Ineinssetzung von Wissen und Verwertbarkeit. Die Universitäten, in denen zu anderen Zeiten Ideen für eine andere Gesellschaft und ein anderes Leben sprossen, sind totes Gelände. Das Glyphosat hat das Unkraut vernichtet und lässt nur noch wachsen, was zum Ziel führt. Und das Ziel ist der Profit. Leider kann ich den Optimismus, den Herbert Achternbusch vor rund vierzig Jahren noch besaß, heute nicht mehr aufbringen: „Aber wenn ein paar Tage vergangen sind und die Autos verrostet sind und die Wege wieder krumm sind, dann laufen wieder ein paar Menschen rum, die ganz nüchtern sind und nicht diese von Angst besoffenen Allerweltsmenschenungeheuer.“
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Unser geschichtlicher Optimismus ist das Erbe jenes berühmten Linkshegelianers aus Trier, der davon überzeugt war, dass der Geschichte ein Ziel eingeschrieben ist, auf dass sie unaufhaltsam zustrebt. Es kann Um- und Abwege geben, aber letztlich ist die Richtung und das Ziel des geschichtlichen Prozesses verbürgt und unabwendbar. Diese von Hegel übernommene Idee hat unendlichen Schaden angerichtet, weil sie mit ihrem Objektivismus die menschliche Tatkraft vernachlässigte, die Initiative lähmte und die Phantasie austrocknete. Wenn der Sieg letztlich unser ist, können wir uns zurücklehnen und abwarten. „Bloß kein übertriebener und voreiliger Aktionismus“, lautete die sozialdemokratische Botschaft der Zweiten und dann später auch der stalinisierten Dritten Internationale. Auch wenn die Geschichte kein Ziel hat, auf das sie von sich aus zusteuert, können wir, die Menschen, ihr ein Ziel und eine Richtung geben. Das hängt vom menschlichen Willen ab. Eine numerisch hinreichende Menge von Menschen muss die Freiheit wollen und die Geschichte zwingen. Es wird höchste Zeit, dass wir endlich kapieren, dass die Vorstellung vom „objektiven Gang der Geschichte“ in Richtung Sozialismus falsch und verhängnisvoll war. Diesen Schluss hätte die Linke eigentlich schon nach dem Triumph des Nationalsozialismus ziehen können und müssen. Max Horkheimer hat in seinem Buch Dämmerung, das in der Zeit zwischen 1926 und 1931 entstand, einen Satz geschrieben, der diese Erfahrung vorwegnahm und in einer für mich bis heute verbindlichen Weise formulierte: „Die sozialistische Gesellschaftsordnung wird von der Weltgeschichte nicht verhindert, sie ist historisch möglich; verwirklicht wird sie aber nicht von einer der Geschichte immanenten Logik, sondern von den an der Theorie geschulten, zum Besseren entschlossenen Menschen, oder überhaupt nicht.“
Vom Rätekommunisten Otto Rühle stammt der Gedanke, dass die Vorstellung vom objektiven Gang der Geschichte und dem unausweichlichen Triumph des Sozialismus so populär war, weil er ein „Ermutigungselixier“ für Menschen darstellte, die gelernt hatten, ihr kapitalverwertendes Unglück ohnmächtig zu ertragen und ein Leben in stiller Verzweiflung zu führen. Sie übernahmen die Theorie von Marx in einer Beschaffenheit, die ihrer eigenen Beschaffenheit entsprach. An die Stelle des Sozialismus als Ziel praktischer Kämpfe, trat das quasireligiöse Vertrauen darauf, dass der eherne Gang der Geschichte das Proletariat zum Sieg führen werde. Der fatalistische und objektivistische Marxismus der Ära der Zweiten Internationale vermittelte den Arbeitern die Gewissheit, der Sozialismus sei „die reife Frucht eines selbsttätigen Entwicklungsablaufs“ (Otto Rühle). Er entsprach den Bedürfnissen einer Arbeiterklasse, bei der „Erziehung, Tradition und Gewohnheit“ (Karl Marx) dazu geführt hatten, dass sie die kapitalistischen Verhältnisse als gegeben und unabänderlich hinnahm. Sie konnte sich die sozialistische Gesellschaft der Zukunft nicht mehr als Resultat umwälzender Praxis vorstellen, sondern höchstens als reife Frucht, die ihr eines Tages vom Baum der Geschichte in den Schoß fallen würde.
Aufmerksame Leserinnen und Leser der Durchhalteprosa werden bemerken, dass ich immer wieder mal auf dieses Thema des Verhältnisses von Marxismus und Anarchismus, Determinismus und Voluntarismus zurückkomme. Ausgangspunkt für meine neuerliche Beschäftigung war eine lapidare Bemerkung von Friedrich Pollock in einem Thesenpapier aus dem Institut für Sozialforschung im Jahr 1941: „In den Marxschen Begriffen stimmt etwas nicht“. Weil ich diese Vermutung teile, versuche ich, seit ich diesen Satz von Pollock kenne, herauszufinden, was das sein könnte. Vor allem natürlich, weil ich glaube, dass es unendlich wichtig ist, das herauszufinden. Das ist allerdings eine Aufgabe, die die Kapazitäten eines Einzelnen übersteigt und nach einem Kollektiv von denkenden und forschenden Menschen verlangt. Das ist aber leider nicht in Sicht. So komme ich immer mal wieder auf dieses Thema zurück und versuche es einstweilen allein und mit meinen begrenzten Mitteln. Eigentlich beschäftigt mich diese Thematik schon seit beinahe 50 Jahren. Schon ein Buch von mir, das 1974 unter dem Titel Marxismus und Arbeiterbewegung – Über das Verhältnis von revolutionärer Theorie und Erfahrung kreist um die Frage, wie der Rekurs auf die „objektiven Interessen“ des Proletariats dessen subjektive Verfasstheit mehr und mehr aus den Augen verlor. Die Kluft zwischen dem Proletariat als geschichtsphilosophischer Kategorie und der empirischen Gestalt der Arbeiterklasse wurde immer größer, schließlich unüberbrückbar. Das von der Theorie ausgemachte Subjekt der proletarischen Revolution und die real existierende Arbeiterklasse in den hochindustrialisierten Ländern hatten kaum noch etwas miteinander zu tun. Vielleicht muss „an die Stelle der Hoffnung auf das Proletariat die Hoffnung auf den Menschen treten“, vermutet Friedrich Pollock in besagtem Thesenpapier. Wir können nicht länger auf Klassensubjekte bauen, die ihre historische Mission erfüllen, sondern auf Individuen, die das Leben unter den herrschenden Bedingungen nicht mehr ertragen und sich ein anderes Leben jenseits von Ware und Geld vorstellen können und wünschen. Was zählt, ist der Einzelne, der sich der Riesenmaschinerie verweigert; der Zögernde, der Denkende, der sich seinen Eigensinn bewahrt; der Deserteur, der sich unerlaubt von der Realitätstruppe entfernt; der Partisan, der sich seitlich in die Büsche schlägt und die Wirklichkeit aus dem Hinterhalt attackiert; schließlich der Narr, der der Macht den Spiegel vorhält und sie der Lächerlichkeit preisgibt. „Der Feind ist der Einzelne, der Feind sind wir“, heißt es in Horkheimers „Notizen“ aus dem Jahr 1958.
Meine Hirnantilope sprang plötzlich zu einem Eintrag im Tagebuch vom Albert Camus: „Kierkegaard stieß Hegel gegenüber eine furchtbare Drohung aus: ihm einen jungen Mann schicken, der ihn um Ratschläge bittet.“ Camus hebt hier wohl darauf ab, dass Kierkegaard am Einzelnen und Besonderen interessiert war, während Hegel mit den Niederungen des Alltäglichen nicht so viel anfangen konnte. Die empirischen Menschen mit ihren Sorgen und Nöten kamen in der lichten Welt des Idealismus nicht vor. Für Kierkegaard war Philosophie eine Art Lebenskompass, der Orientierung bot, während Hegel die Welt auf Begriffe bringen und Systeme bilden wollte. Die Nöte des Einzelnen lösen sich im Schwefelsäurebad der Kategorien auf, Schmetterlinge werden aufgespießt und seziert, während Kierkegaard sie im taumelnden Flug beobachten und bestaunen möchte. Hegel, so resümiert Michel Onfray, baut aus Begriffen „ein riesiges Schloss, doch es erweist sich als unbewohnbar“. Leider gilt das auch für die im Namen des Marxismus errichteten Systeme: Für reale Menschen und ihre Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse war darin kein Platz. Sie waren nur als Klassensubjekte mit Klasseninteressen von Interesse. Ganz ähnlich empfand Milan Kundera, der unter dem Stalinismus in der Tschechoslowakei litt: „Gegen die ‚düster dreinblickenden Priester‘, die sich ‚im Marxismus eingeigelt haben wie in einer kalten Burg‘, berief ich mich darauf, dass nur jener Kommunist sein sollte, der die Menschen liebt.“ Der Beifall von Camus zu dieser Bemerkung wäre ihm sicher gewesen, nicht aber der Kommunistische Partei. Nach der Niederwerfung des Prager Frühlings durch sowjetische Panzer ging Kundera nach Frankreich ins Exil. Vielleicht gehört auch dieses Desinteresse an realen Menschen zu dem, was an oder in den Marxschen Begriffen nicht stimmt. Was ins Prokrustesbett der abstrakten Begriffe nicht passt, wird abgeschnitten. Manchmal auch die Köpfe derer, die krumme Gedanken haben und eigensinnig handeln. Man erinnere sich an meine Anmerkungen zum Umgang der Bolschewiki mit den Bauern in der Ukraine und anderswo in der Sowjetunion Anfang der 1930er Jahre. (DHP Teil 58)
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Jeff Beck ist gestorben. Hab mir eben alte Stücke von den Yardbirds angehört, denen er in den 1960er Jahren als Nachfolger von Eric Clapton angehörte. Shapes of Things gehörte noch in meiner Schulzeit zu meinen Lieblingssongs. Toll auch Immigrant Song zusammen mit Jimmy Page, der ebenfalls den Yardbirds angehörte, bevor er zu Led Zeppelin wechselte. Einer nach dem anderen stirbt weg. Die Deppen und Normopathen bleiben. Beeindruckt hat mich Jeff Becks Duett mit einer Amsel: Man kann es unter dem Stichwort Blackbird finden und sich anhören. Sehens- und hörenswert auch der Auftritt Becks mit der Gitarristin Jennifer Batten bei David Letterman im Jahr 1999, wo sie das Stück What Mama Said gespielt haben. (https://www.youtube.com/watch?v=GJErzI-aP1M)
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In Ibbenbüren nördlich von Münster hat am 10. Januar 2023 ein 17-jähriger Schüler an einer kaufmännischen Schule mehrfach auf eine seiner Lehrerinnen eingestochen. Dem Schüler war wegen Konflikten mit seinen Lehrern kurz zuvor von der Schulleitung ein eintägiger Schulverweis erteilt worden. Er kehrte am Nachmittag dennoch in die Schule zurück. Er traf seine Klassenlehrerin allein im Klassenzimmer an und attackierte sie mit einem Messer. Danach habe er den Notruf gewählt und sich festnehmen lassen. Die Lehrerin war nicht mehr zu retten und verblutete. Der Schüler wurde in Untersuchungshaft genommen. Wie kommt es zu solchen Überreaktionen? Viele Schüler haben eine kurze Zündschnur und verfügen über keine tragfähigen und belastbaren Mechanismen der Kränkungsverarbeitung. Der Vornahme Sinan könnte ein Hinweis auf einen muslimischen Hintergrund des Täters sein. Das eigenartige und oft prekäre Ehrgefühl muslimischer Jungmänner tut sich schwer damit, einen von einer Frau übermittelten Schulverweis zu akzeptieren. Eine solche Kränkung kann man nicht auf sich beruhen lassen. Das schreit nach Rache, die in ihrem Vollzug jedes Maß verlieren und sogar die eigene Vernichtung in Kauf nehmen kann. Der Vorname Sinan kommt aus dem Arabischen. Wörtlich übersetzt heißt er „eiserne Messerspitze“. Das alles muss selbstverständlich im Konjunktiv formuliert werden, das heißt, es sind bislang bloße Vermutungen.
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„Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Privateigentum vor dem Menschen sehr stark, der Mensch vor dem Privateigentum aber nur sehr schwach geschützt ist.“
Peter Brückner
In der Süddeutschen Zeitung vom 14./15. Januar 2023 stieß ich auf ein Foto aus dem Umfeld von Lützerath, das meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Man sieht zwei Polizisten in voller Kampfmontur, die einen Aktivisten in einem Bollerwagen abtransportieren. Der vordere der Polizisten zieht mit seiner behandschuhten rechten Hand den kleinen Wagen, der mit Ballonreifen ausgestattet ist, über einen verschlammten Feldweg. Hinter dem Weg dehnt sich bis zum Horizont ein Feld, das mit grau-braunem Gras bewachsen ist. An der linken Hüfte des Zugpolizisten hängt der Gummiknüppel in seiner Halterung herab. Sein Kollege geht steckensteif hinter dem Wagen her, wie man halt geht, wenn man eine kugelsichere Weste und einen Helm mit heruntergeklapptem Visier trägt. Der Aktivist sitzt auf dem Bollerwagen, mit dem Rücken gegen die Fahrtrichtung. Ich maße mir an, ihn als jungen Mann zu identifizieren. Er trägt eine wollene Mütze, wie man sie von Gartenzwergen kennt. Sie ist zu groß, die Spitze ein wenig nach vorn umgekippt. Sein Gesicht ist unterhalb der Nase vermummt. Seine Hände ruhen auf den angewinkelten Oberschenkeln, sein Blick ist nach rechts auf den verschlammten Weg gerichtet. Er scheint sich in sein Schicksal gefügt zu haben und zeigt keinerlei Regung von Widerstand. Wie ein Kind, das, müde vom Spielen, von den Eltern vom Spielplatz nach Hause gezogen wird. Ich habe mich gefragt, ob den drei Beteiligten das unfreiwillig Komische der Szene bewusst ist.
Dass die Polizei nicht mit allen so fürsorglich umgegangen ist, konnte man gestern in den Abendnachrichten sehen. Im Kontext der Großdemonstration am Samstag, dem 14. Januar, kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei, die dabei nicht zimperlich gewesen sein und massiv Gebrauch von ihren Schlagstöcken gemacht haben soll. In einer Nachrichtensendung kam eine Sanitäterin zu Wort, die von schweren Verletzungen auf Seiten von Demonstrantinnen und Demonstranten berichtete, die auf massive Polizeigewalt zurückzuführen seien.
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„Ich glaube, seit dem frühen Tod meiner Mutter war ich nirgendwo mehr zu Hause.“ Auf diesen Satz, den ich auch hätte formulieren können und so oder geringfügig anders auch schon zigmal formuliert habe, stieß ich in Michael Roes‘ Roman Zeithain. Ein paar Seiten weiter lässt Roes den jungen Hans Hermann von Katte sagen: Als der Vater „mit seiner neuen Frau eine neue Familie gründete, scheine ich dann der Störenfried zu sein …“ Auch von dieser Erfahrung habe ich verschiedentlich berichtet. Solche Erfahrungen schärfen die Wahrnehmung für die Ränder. Sie sind aber auch eine nie versiegende Quelle von Melancholie und tiefer Traurigkeit.
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Vor 100 Jahren ließ die galoppierende Inflation das Geld sich in Dampf auflösen. Mit dem Geld löste sich die einzige Gewissheit auf, die die kapitalistische Welt zu bieten hat. Klaus Mann schreibt in seinem autobiographischen Buch Der Wendepunkt: „Da alles um uns herum barst und schwankte, woran hätten wir uns halten, nach welchem Gesetz uns orientieren sollen? Die Zivilisation, deren Bekanntschaft wir in den zwanziger Jahren machten, schien ohne Balance, ohne Ziel, ohne Lebenswillen, reif zum Ruin, bereit zum Untergang.“ In dieser Situation der Anomie, das heißt der allgemeinen Norm- und Regellosigkeit, wuchs die Sehnsucht nach einer Figur, die Autorität besaß und eine Richtung vorgab. Sie stand in den Kulissen schon bereit und würde bald die große Bühne betreten. Die Parallelen zur Gegenwart sind erschreckend. Vor allem die Normlosigkeit oder doch Normunsicherheit grassiert, die Menschen wissen nicht mehr, woran sie sich halten sollen und können. So etwas halten sie nicht lange aus. Beim gegenwärtigen Stand der Dinge, werden es nicht wir Linken sein, die Einfluss auf den Gang der Dinge nehmen und den Menschen eine Richtung weisen.
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„Ein Leben ohne Angst ist in der Tat die einzige kompromisslose Definition der Freiheit, da sie den ganzen Gehalt der Hoffnung einschließt, das materielle wie das geistige Glück. Aber es kann kein Leben ohne Angst geben, solange der Sieg über den Tod nicht errungen ist …“
Herbert Marcuse
Was werde ich mit dem neuen Jahr anfangen? Wie will ich meine immer kürzer werdende Zeit zubringen? Wie viele Tage, Monate oder Jahre werden mir noch bleiben? Ich würde über mein Ende gern selbst bestimmen, aber wie stelle ich das an? Mit was will ich mich noch beschäftigen, was noch erledigen? Welche Bücher noch lesen, welche Texte noch schreiben? Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mir vor einer Anschaffung die Frage stelle: Lohnt sich das noch? Brauchst du das noch? Reichen die vorhandenen Hosen, Pullover, Schuhe und Jacken nicht bis an dein Lebensende aus? Wie viele ungelesene Bücher stehen in deinen Regalen, wozu also noch neue anschaffen? Aber dann erscheint ein neues Buch von Annie Ernaux auf Deutsch, und schon werde ich unruhig.
Ab und zu werfe ich einen Blick in die Tagebücher von Max Beckmann. Heute stieß ich zufälligerweise auf den Eintrag vom 28. Oktober 1948: „Es kann ja immerhin noch etwas länger dauern – das Leben – also müssen wir weiter murksen, um nicht in zu elende Situationen zu geraten, die jedoch zur Zeit etwas zurückgedrängt – dunkel drohen. – Neugierig bin ich nur, wie ich mich im Falle einer wirklich schweren Erkrankung benehmen werde – und als weiser Lebensesel baut man etwas vor.“ Eine dunkle Andeutung, die ich auf meine Weise deute: Man benötigt eine Exitstrategie, um das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben und andere über unser Ende bestimmen zu lassen. Márai und Herrndorf besorgten sich bei Zeiten einen Revolver, Ernst Toller reiste stets mit einem Strick im Koffer. Und es war in all diesen Fällen, wie bei Anton Tschechow: „Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann wird es im letzten Akt abgefeuert.“ Der ölt schon mal seinen Strick, sagte man früher. Jahresanfangsmelancholie.
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„Mit wieviel Grausamkeitswissen können wir weiterleben?“
Wilhelm Genazino
Am 22. Januar wäre Wilhelm Genazino 80 Jahre alt geworden. Leider ist er im Dezember 2018 gestorben. Ich habe in der Wochenzeitung der Freitag an ihn und seine Besuche im Butzbacher Gefängnis erinnert: (https://www.freitag.de/autoren/goetz-eisenberg/nur-aus-zufall-draussen) Heute habe ich zur Erinnerung an ihn eine Folge der Sendung Doppelkopf angehört, in der er 2013 zu Gast war. Die Interviewerin fragt ihn, ob er nicht glücklich sei, dass er seit der Verleihung des Büchnerpreises eine ziemliche Berühmtheit sei und seine Bücher sich gut verkauften. Genazino antwortet, seine Gefühle, seine Bekanntheit betreffend, seien ambivalent. „Ich war auch sehr gern die stille Maus in der Ecke und habe als einziger in der U-Bahn gewusst, dass ich Romane schreibe.“ Dieser Tage habe ich aus dem Radio erfahren, dass man zum 80. Geburtstag aus dem Nachlass von Wilhelm Genazino einen Band zusammengestellt hat, der Der Traum des Beobachters heißt. Wenn Genazino das Haus verließ, dann nie ohne Stift und Papier. Nach seinen ausgiebigen Touren durch die Stadt tippte er die Notizen von unterwegs ab, um sie später in seine kommenden Romane einzuarbeiten. Der jetzt erscheinende Band versammelt diese Notizen. Ich bin sehr gespannt und neugierig. In gewisser Weise sehe ich mich ja als in der Nachfolge von Genazino stehend und ich habe seiner Liebe zu den kleinen Dingen des Alltags viel abgelernt. Was bei mir Ethnologie des Inlands heißt, ist bei Lichte besehen nichts als angewandter Genazinismus. Vor allem die Kunst, mit wachen Sinnen durch die Stadt zu gehen und noch den kleinsten Kleinigkeiten eine Bedeutung abzugewinnen, habe ich unter anderem von ihm gelernt. Längere Zeit war mir dieser Einfluss gar nicht bewusst, inzwischen weiß ich, was und wie viel ich ihm und seinen Romanen verdanke. Aus Anlass seines 80. Geburtstags habe ich eins meiner Lieblingsbücher von ihm noch einmal gelesen: Leise singende Frauen aus dem Jahr 1992. Der Erzähler, der ausnahmsweise keinen Namen hat und eine große Ähnlichkeit mit Genazino aufweist, geht durch Frankfurt und sucht nach einem verloren gegangenen Kreisel. Dieses Umhergehen nennt er Zotteln oder Zockeln. Er bleibt häufig irgendwo stehen und betrachtet etwas, das seine Aufmerksamkeit erregt. Zum Beispiel ein älteres Fahrrad, das an einer Hauswand lehnt, oder Tauben, die eine Mutter und deren kleine Tochter trippelnd umkreisen. Mitten im Roman stoße ich auf eine Beobachtung, die ich ganz ähnlich vor ein paar Tagen in meiner Stadt gemacht habe. Genazinos Schlussfolgerung fand ich verblüffend und zutreffend: „Es liegen heute in den Straßen so viele Abfälle, alte Zeitungen, umgekippte und halb ausgeleerte Müllsäcke, Bierdosen, Plastikflaschen, Möbelteile und Lumpen herum, dass der Eindruck entsteht, die Welt hat sich über Nacht in einen riesigen Käfig verwandelt, der nicht mehr gereinigt wird.“
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„Ich habe Angst vor dem Tod, und er rückt näher. Das gefällt mir nicht. Ich hätte gern mehr Zeit, viel mehr Zeit.“
David Crosby
Nun ist auch noch David Crosby gestorben. Der Exodus dieser Generation geht weiter. Mit den Byrds hatte er den Folkrock erfunden und zu einem vorläufigen Höhepunkt geführt. Alle diese Gruppen hatten nicht lange Bestand. Eitelkeiten, Konkurrenz und Drogenexzesse sprengten sie, kaum dass sie sich gefunden hatten. Es folgte die Formation Crosby, Stills, Nash, die musikalisch wie kaum eine andere die Gegenkultur der späten 1960er Jahre verkörperte. Unvergessen ihr Auftritt in Woodstock im Jahr 1969. Habe eben Southern Cross aufgelegt, eins meiner Lieblingsstücke aus dem großen Repertoire ihrer Hippie-Harmonie-Gesänge. Manchmal, wenn es mich zu zerreißen droht, helfen Stücke wie dieses, mein Ich zusammenzuhalten und mein Weltvertrauen zurückzugewinnen. Für eine Weile jedenfalls und ständig weiter bedroht. Wie offenbar auch die Existenz von David Crosby. Der so sanfte wie streitbare Musiker starb am Donnerstag in Gegenwart seiner Frau. Er wurde 81 Jahre alt.
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Ein älterer Herr ist mit seinem Kleinwagen in eine der Baugruben gefahren, die seit einiger Zeit in unserer Straße immer wieder neu entstehen. Der stetige Wechsel von Aufreißen und Zuschütten erinnert an Kishons Blaumilchkanal. Der Mann muss beim Rückwärtsfahren die Kontrolle über das Auto verloren haben, durchbrach die Absperrung um die Baugrube und rutschte auf eins der Nachbarhäuser zu. Das rechte Heck krachte in die hölzerne Eingangstür, das linke schwebt nun über dem Loch. Der Lärm, den das Durchbrechen der Absperrung und das Bersten der Haustür erzeugte, hat dazu geführt, dass im Handumdrehen einige Nachbarn herbeigeeilt sind. Eine größere Menschenansammlung hat sich um den alten Herrn versammelt. Jemand reicht ihm, der etwas verstört wirkt, ein Glas Wasser, ein anderer Nachbar schleppt einen Klappstuhl samt Sitzkissen herbei, jemand legt dem Mann eine Decke um die Schultern. Ein Polizeiauto trifft ein, wenig später auch ein Rettungswagen. Der alte Herr wird in den Krankenwagen geführt und dort vermutlich untersucht und versorgt. Die Polizisten haben die Hände in den Hosentaschen und gehen ein wenig gelangweilt auf und ab. Die Nachbarn kehren nach und nach, bis auf einige besonders eifrige, in ihre Wohnungen zurück. Sie erzählen sich unablässig, wie es vermutlich zu dem Unfall gekommen ist. Eine junge Mutter aus einem Nachbarhaus hat sich ihr Baby vor die Brust gebunden und kann sich vom Unfallort nicht losreißen. Passanten werden von den verbliebenen Schaulustigen über das Geschehen informiert. Zahlreiche Fotos werden vom Unfallort gemacht und in die Welt geschickt. Kurzum, es ist etwas los „auf der Gass“ an diesem Sonntagvormittag. Der Held der Geschichte ist unterdessen von den Sanitätern ins Krankenhaus mitgenommen worden. Der Abschleppdienst lässt auf sich warten. Noch hängt das Auto mit eingeschalteter Warnblinkanlage über dem Abgrund. Wer will, kann in der Szenerie ein Symbol und Menetekel erblicken, ein Vorzeichen kommenden Unheils. Mann kann es aber auch dabei belassen, dass ein alter Mann sich versteuert hat und mit dem Hinterrad in eine Baugrube geraten ist. Ich habe mich erinnert, dass mir so etwas Ähnliches auch schon mal passiert ist und ich mich beim Rückwärtsfahren versteuert habe. Ich hatte Glück und die Folgen waren nicht so gravierend. Ich habe bloß eine Gießkanne verbeult, die an der Hauswand stand, auf die ich zugesteuert war.
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Bein Blättern in den Zeitungen vom Wochenende stieß ich auf Fotos von Boris Pistorius, dem neuen Verteidigungsminister. Ich dachte zunächst, es wäre Armin Laschet. der die Partei gewechselt hätte und nun bei der SPD noch einmal groß rauskommt. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Ich fürchte auch inhaltlich.
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Unten auf der Straße brummt seit Stunden ein Generator. Bauarbeiter sind in oder an der schon mehrfach erwähnten Baugrube zugange und benötigen für ihre Arbeiten offenbar Strom, den der Generator erzeugt. Sein Brummen ist zu leise, um eine echte Belästigung zu sein, und zu laut, um es ignorieren zu können. Kurzum: es nervt. Es gehört zum städtischen Grundlärm, mit dem man sich notgedrungen arrangieren muss.
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Am 23. Januar vor 100 Jahren wurde das Frankfurter Institut für Sozialforschung gegründet. 1931 wurde Max Horkheimer als Nachfolger von Carl Grünberg dessen Direktor. In der Sendung Kulturzeit konnte man dieser Tage einen Ausschnitt aus einem alten Interview mit Horkheimer sehen. Er brachte das, was Kritische Theorie ausmacht, auf die prägnante Kurzform: „Das Bestehende ist heute nicht das Richtige.“ Richtig und wahr, könnte man erklärend ergänzen, ist etwas dann, wenn es so ist, wie es sein sollte, wenn seine empirische Realität seinem Begriff entspricht. Aus der Differenz von Begriff und dem realen Zustand des von ihm Bezeichneten bezieht Kritische Theorie ihre Existenzberechtigung und -notwendigkeit. Explizieren könnte man das am Begriff Demokratie, zwischen deren real existierender Gestalt und ihrem Begriff eine sich stetig vergrößernde Kluft besteht. Wenn die reale Gestalt der Demokratie mit ihrem Begriff kaum etwas zu tun hat, spricht das gegen ihren gegenwärtigen Zustand, nicht gegen die Idee der Demokratie. Es ist nicht die Idee der Demokratie, die geändert werden sollte, sondern die defizitäre Form ihrer gegenwärtigen Realisierung.
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In Cormac McCarthys neuem Buch Stella Maris begegnen wir einem seiner älteren Themen wieder: dem Verhältnis des Unbewussten zur Sprache, das er unter der Überschrift Das Kekulé-Problem schon einmal behandelt hat. Im aktuellen Roman spricht die in die Psychiatrie eingewiesene junge und genialische Mathematikerin Alicia mit einem überdurchschnittlich klugen und offenen Psychiater. Der Roman besteht aus einem Protokoll dieser Gespräche. Den Chemiker Kekulé überraschte die Lösung für die chemische Strukturformel des Benzols, an der schon länger herumgerätselt hatte, im Schlaf. Er träumte von einer Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Und heureka, Benzol ist eine zyklische Verbindung, also ein Kreis. Warum, fragt nun McCarthy, hat das Unbewusste die Lösung des Rätsels nicht einfach ausgesprochen, sondern in Form eines Bilderrätsels offenbart? Denn das Unbewusste muss ja offensichtlich Sprache verstehen, sonst könnte es das Problem nicht kennen. Antwort: Das Unbewusste ist es nicht gewöhnt zu sprechen. Es beschwört eine Schlange herauf, die sich in den Schwanz beißt und als Reifen eine Weile in Kekulés Kopf herumrollt, während dieser vor dem Kamin eingedöst ist. Der Mensch spricht einfach noch nicht lang genug. Die Ausdrucksmittel des Unbewussten stammen aus der Zeit davor – den zwei Millionen Jahren, da der Mensch selbst noch keine Sprache hatte, über die er erst seit etwa hunderttausend Jahren verfügt. Obwohl ich ganze Teile des Romans, in denen es um Probleme der Mathematik geht, nicht einmal ansatzweise verstanden habe, hat der Roman mich doch gefesselt. Die irren Volten, die die Gespräche zwischen den beiden Protagonisten schlagen, haben mich für die mathematischen Voodoo-Passagen entschädigt.
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Erneut hat sich eine Messerattacke ereignet. In einem Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg ist am Nachmittag des 25. Januar 2023 in Höhe des Bahnhofs Brokstedt ein 33-jähriger Mann auf Mitreisende losgegangen. Zwei von ihnen starben, drei wurden schwer, vier leichter verletzt. Der Täter konnte überwältigt und festgenommen werden. Es soll sich um einen staatenlosen Palästinenser handeln, der im Jahr 2014 nach Deutschland gekommen ist und hier „subsidiären Schutz“ genoss. Er ist in den letzten Jahren verschiedentlich strafrechtlich in Erscheinung getreten, unter anderem wegen Sexual- und Körperverletzungsdelikten. Erst vor wenigen Tagen soll er aus Untersuchungshaft entlassen worden sein. Ein politischer oder religiöser Hintergrund der Tat ist bisher nicht erkennbar. Aber die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang und einstweilen kann nichts ausgeschlossen werden. Aber einiges spricht dafür, dass man den Täter der Kategorie „psychisch gestörter Einzeltäter“ zuordnen wird. Viele sagen dann: „Aha, das ist es also!“, aber in Wirklichkeit besagt das gar nichts oder kaum etwas. Beruhigen kann man sich mit dieser Formel jedenfalls nicht. Zur Konjunktur der Messerattacken habe ich mich vor zwei Jahren auf Telepolis ausführlich geäußert: (https://www.telepolis.de/features/Wuerzburg-Amok-oder-Terror-6121294.html) Dem habe ich eigentlich nichts Neues hinzuzufügen. Eine Chronik der Messerattacken, die sich seither ereignet haben, findet sich verstreut in der Durchhalteprosa.
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In einem Band mit autobiographischen Gesprächen mit Irmgard Keun stieß ich auf eine Passage aus einem Gespräch mit ihrem Lektor Klaus Antes. Er fragt sie nach ihrer Schulzeit und ihrer kindlichen Phantasietätigkeit. „ … auf eins kann ich mich noch besinnen: als ich mich wichtigmachen wollte in der Klasse und sagte, ich wäre mit dem Zeppelin geflogen und immer an Giraffenhälse gestoßen. Das weiß ich noch.“ Dieses Gespräch findet sich in dem Band Kein Anschluss unter dieser Nummer, der 2022 im Kampa Verlag in Zürich erschienen ist und zahlreiche Gespräche und Interviews mit Irmgard Keun versammelt. Keuns in der Weimarer Zeit erschienenen und sehr erfolgreichen Bücher wurden von den Nazis verbrannt und verboten. Nach Krieg und Faschismus blieben sie lange vergessen, bis sie in der Folge der Studentenbewegung in den 1970er Jahren wiederentdeckt und neu aufgelegt wurden. Besondere Verdienste um Keuns Wiederentdeckung haben sich Ursula Krechel und Jürgen Serke erworben. Ein paar Jahre konnte Irmgard Keun ihre Wiederentdeckung und ihren neuen Ruhm noch genießen. Sie starb 1982 in Köln. Wer Irmgard Keun nicht kennt, kann ihr in Volker Weidermanns Buch Ostende 1936 – Sommer der Freundschaft begegnen oder in seinem Buch der verbrannten Bücher. Hermann Kesten hat ihr in seinem Buch Meine Freunde, die Poeten, ein Kapitel gewidmet. Irmgard Keuns Bücher sind im Claassen Verlag und bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.